Die Stiftung Plankis schafft für Menschen mit Beeinträchtigungen geschützte Arbeitsplätze mit Sinn und Entwicklungsmöglichkeiten. Der Mensch zählt hier genauso wie das Produkt. 

In Kürze
  • Stiftung Plankis schafft geschützte Arbeitsplätze mit Herz und Sinn.

  • Menschen mit Beeinträchtigung backen Bündner Spezialitäten und vieles mehr.

  • Teamwork, Zuverlässigkeit und Freude prägen den Arbeitsalltag.

  • Landwirtschaft, Floristik, eine Sennerei und weitere Abteilungen ergänzen den Betrieb.

  • Inklusion gelingt durch Vertrauen, Struktur und individuelle Förderung.

Stiftung Plankis Aussenansicht
Stiftung Plankis in Chur

In Chur zuhause

Die Stiftung Plankis vereint besondere Produkte mit besonderen Menschen. Am südlichen Stadtrand von Chur entstehen aus hofeigenen Rohstoffen Bündner Spezialitäten und ganz viel mehr. Lotti Martinelli, Gruppenleiterin der Bäckerei, führt durch die Institution, die Menschen mit kognitiven, psychischen und körperlichen Beeinträchtigungen geschützte Arbeitsplätze anbietet.

Zum Betrieb

Plankis Stiftung

Arbeitsstätte
Gutsbetrieb & Wohnheim
7000 Chur

Gründung: Die 1845 gegründete Plankis Stiftung verbindet bis heute betreutes Wohnen mit sinnspendendem Arbeiten.

Bereiche: Bäckerei, Floristik, Gärtnerei, Gartenpflege, Werkatelier, Werkgruppe, Lebensmittelproduktion, Landwirtschaft

Arbeitsstellen: 130 geschützte Arbeitsplätze sowie rund 65 Vollzeitstellen (aufgeteilt auf 105 Personen) 

Wohnplätze: 55 – mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden mit einer Beeinträchtigung wohnen extern und selbstständig.

Stifung Plankis

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Teamwork beim «Birabrot»

Lotti Martinelli und ihre Stellvertreterin Silvia Tiedemann sind zusammen mit Diana, Dario und Carla in der Backstube am Werk. «Die ‹Birabrote› müssen jetzt aufgearbeitet werden», informiert Lotti. Diana schiebt Teigstück für Teigstück durch die Ausrollmaschine, Carla bestreicht die ausgewallten Teige. Dario legt die kompakte Birnenmasse darauf. Zum Schluss rollt Silvia die Masse ein und verschliesst die Teignaht. Nach dem Gären, Anstreichen und Stupfen kommt das beliebte «Birabrot» in den Ofen.

Mit Freude dabei

Während das Quartett emsig arbeitet, erzählt Lotti, wie sie selbst im Plankis landete. Der gelernten Bäckerin-Konditorin machte die Nachtarbeit zu schaffen. «Da entdeckte ich diese Stellenausschreibung. Gesucht wurde für die Betreuung der Plankis-Bäckerei eine Fachperson Bäckerei-Konditorei, die sich berufsbegleitend zur Arbeitsagogin ausbilden möchte. Mein Interesse war sofort geweckt, schliesslich kennt man das Plankis hier in der Region. Dass es geklappt hat, freut mich heute, 13 Jahre später, immer noch sehr.» Die Arbeit mit Menschen wie Diana, Dario und Carla mache ihr immer noch riesig Spass. Dario und Carla haben Trisomie 21, und Diana ist Autistin.

Mitarbeitende Stiftung Plankis
Diana, Gruppenleiterin Lotti, Carla, Dario sowie die stellvertretende Gruppenleiterin Silvia (v.l.)
Die Arbeit mit Menschen wie Diana, Dario und Carla macht mir auch nach 13 Jahren immer noch riesig Spass.

Lotti Martinelli

Gruppenleiterin Bäckerei

Lotti Martinelli Stiftung Plankis
Lotti Martinelli ist gelernte Bäckerin-Konditorin und arbeitet seit 13 Jahren bei der Stiftung Plankis.
Die Mitarbeitenden sind immer gut gelaunt, erscheinen pünktlich zur Arbeit und sind so gut wie nie krank.

Lotti Martinelli

Gruppenleiterin Bäckerei

Gut gelaunt und zuverlässig

Die Arbeitszeiten passen sich den Bedürfnissen der Klientinnen und Klienten an – so nennt man die Mitarbeitenden mit Beeinträchtigung. «Die Mitarbeitenden sind immer gut gelaunt, erscheinen pünktlich zur Arbeit und sind so gut wie nie krank. Wenn private Betriebe wüssten, wie zuverlässig diese Menschen arbeiten, würden sie wohl öfter jemandem die Chance im ersten Arbeitsmarkt geben», erzählt Lotti. Diana hat in den nächsten Wochen die Gelegenheit, in einer Confiserie zu schnuppern. Bei Eignung kann sie ein Praktikum starten.

Präzise Arbeit

Während Carla und Dario die «Birabrot-Produktion» abschliessen und sauber machen, kümmert sich Diana bereits um die «Calandaspitz». Diese Plankis-Spezialität, benannt nach dem Churer Hausberg, kombiniert Haselnüsse, Eiweiss, Zucker und Konfitüre auf Mürbeteig mit Schoggispitze. Diana misst die Stückgrössen genau ab und schneidet jedes Dreieck präzise. Auf einem Rundgang durch das Areal zeigt Lotti die Vielfalt des Betriebs. Da ist zum Beispiel die Floristik, welche das eigene Blumenmeer zu kreativen Sträussen verarbeitet.

Stall der Stiftung Plankis
Der landwirtschaftliche Teil mit Stall und Unterständen befindet sich etwas unterhalb der Hauptgebäudes.

Vielfalt auf 30 Hektar

Etwas unterhalb der Hauptgebäude befindet sich der landwirtschaftliche Teil mit Stall und Unterständen. Das Plankis bewirtschaftet einen über 30 Hektar grossen Gutsbetrieb. Mit rund 55 Kühen und etwa 20 Jungtieren liegt der Schwerpunkt auf der Milchwirtschaft. Diese hat sich mit der eigenen «Churer Milch» einen Namen gemacht. Um die 400 Legehennen sorgen für «Ei-feel-good»-Momente – das verspricht der im Shop erhältliche Mehrwegbehälter. Und die Milch der über 120 Ziegen verarbeitet die betriebseigene Sennerei zu Käse. Sämtliche Produkte verkauft das Team im Laden.

Um geschützte Arbeitsplätze anbieten und Möglichkeiten zu besprechen, meldet man sich bei uns oder bei der Stiftung in der Nähe.

Lotti Martinelli

Gruppenleiterin Bäckerei

Der Weg zum geschützten Arbeitsplatz

Wie können Bäckereien geschützte Arbeitsplätze anbieten? «Am besten melden sie sich bei uns oder bei der Stiftung in ihrer Nähe, um die Möglichkeiten zu besprechen», informiert Lotti. «Jeder Klient, jede Klientin hat individuelle Ressourcen. Unser Job ist es, diese herauszufinden und entsprechend zu fördern. Menschen mit Trisomie 21 erledigen gern repetitive Arbeiten und ihre Leistung ist vom Morgen bis am Nachmittag konstant. Für sie ist Regelmässigkeit wichtig.» Zentral ist, dass immer ein Jobcoach den Wechsel vom geschützten Arbeitsplatz in den ersten Arbeitsmarkt begleitet. 

Für faire Chancen

Das Finden einer Stelle ist das eine – genauso wichtig ist, dass sich die Person am neuen Ort zurechtfindet. Beim Lohn zählt die tatsächliche Leistung, nicht das Pensum. Arbeitet jemand 40 Prozent, erbringt aber nur eine Leistung von 20 Prozent, bezahlt der Betrieb diesen Anteil. Die IV übernimmt einen Teil der Differenz, damit die Eingliederung trotzdem gelingt. Diese Regelung sorgt dafür, dass die Rechnung für die Arbeitgeber aufgeht und Menschen mit Beeinträchtigung eine faire Chance erhalten. 

Sieben Tonnen Erfolg

40 Minuten sind um. Die «Birabrote» müssen aus dem Ofen. Sieben Tonnen «Birabrote» hat die Plankis-Bäckerei im Jahr 2024 produziert. «Es ist einer unserer Klassiker, obwohl es ursprünglich eine Winterspezialität war. Aber heute ist es einfach ein Bündner Klassiker.» Was unterscheidet ihr Produkt von anderen? «Das Rezept ist geheim», sagt Lotti schmunzelnd, «aber seit 25 Jahren das gleiche.» 

Bilder: Jürg Waldmeier

Birnenbrote Stiftung Plankis
Die «Birabrote» der Stiftung Plankis
sara portrait duden

Sara Hübscher

Autorin

Ob Rezept oder Rechtschreibung – nachschlagen verfeinert.

Bäcker zeigt in zwei Hälften geschnittenes Brot

Branche

Bäckerei und Confiserie

Wir kennen die Bedürfnisse der Bäckerei-, Konditorei-, und Confiseriebranche und unterstützen Sie umfassend.

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