Adolf Herzog war Pistor Chauffeur aus Leidenschaft – bis ihn ein Schicksalsschlag zwang, sein Leben umzugestalten. Mit seinem starken Willen und seinem unverwechselbaren Humor ist er Pistor bis heute treu geblieben. 

Dölf, wie begann dein Arbeitsleben?

Ich habe eine Lehre als Lastwagenfahrer absolviert und bin im Jahr 1987 zu Pistor gekommen. Bis 1998 war ich als Chauffeur, anschliessend drei Jahre als Disponent tätig. Im Jahr 2001 erlitt ich dann einen Hirnschlag.

Was hatte dieser Hirnschlag für Auswirkungen?

Ein Teil meiner rechten Gehirnhälfte starb ab. Anfangs war ich halbseitig gelähmt und konnte mich höchstens drei Stunden auf etwas konzentrieren. Mittlerweile geht wieder fast alles, was Bewegung angeht. Nur, mich über längere Zeit zu konzentrieren, fällt mir schwer. Und manchmal auch die Koordination: Es ist ein bisschen, als wenn man das Zehnfingersystem gelernt hat und eigentlich immer noch kann, aber der eine oder andere Finger gebrochen ist. Besonders schwierig war für mich, dass ich nicht mehr Auto fahren durfte. Dadurch musste ich meinen Beruf als Chauffeur endgültig aufgeben, der mir sehr am Herzen lag.

Pistor Mitarbeitender Adolf Herzog im Gespräch
Adolf Herzog im Gespräch mit Raphael Dorigo.

Trotzdem hast du den Kopf nicht hängen lassen.

Ich wollte damals unbedingt wieder zurück in die Arbeitswelt – ich weiss nicht, woher ich die Energie dazu nahm. Pistor hat mich unterstützt und gesagt: «Wir schauen, dass wir eine andere Stelle für dich finden.» So kam ich zu meiner Arbeit im Support der Disponenten. Diese übe ich bis heute und noch bis zu meiner Pensionierung im Oktober aus. Den Zeitpunkt meiner Pensionierung finde ich allerdings schade: Ich hätte gerne bis zum Jahresende gearbeitet und nochmals ein Weihnachtsgeschenk bekommen (lacht). 

Welches sind deine Aufgaben im Disponenten-Support?

Ich sortiere Lieferscheine. Zum Mittagessen komme ich her und arbeite dann den halben Tag bis am Abend. Wenn es Änderungen bei den Daten auf den Lieferscheinen gibt, muss ich das melden. Selber abklären soll ich so was eigentlich nicht, aber manchmal kann ich es mir nicht verkneifen – ich habe immer gerne selbst Dinge entschieden, auch als Chauffeur.

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Zur Person

Adolf Herzog

Adolf, auch Dölf genannt, zählt zu den dienstältesten Pistorianern, ist Mitarbeiter in der Distribution und kommt aus Fahrwangen im Aargau. Er ist 65 Jahre alt, Vater von drei Kindern und verbringt seine Freizeit gerne mit Reisen, fotografieren und Musikhören.

Wie geht es dir heute, wenn du so zurückschaust?

Ich hatte in vielerlei Hinsicht ein schönes Leben. Natürlich war es nicht immer einfach. Gerade am Anfang hat es mich gestört, dass man mir meine Verletzung nicht ansieht. Manchmal haben die Leute Sachen gesagt wie: «Ich wäre auch gerne du.» Und ich antwortete: «Dann hast du etwas falsch gemacht, denn du hättest mit vierzig einen Hirnschlag haben müssen. » Daraufhin waren sie natürlich ganz schön überrascht. Mittlerweile bin ich nur noch selten wütend oder traurig; man sieht mich eigentlich nie ohne ein Lächeln. Ich will einfach das Beste aus dem machen, was ich noch habe.

Bilder: Pistor AG

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Dölf an seinem Arbeitsplatz.
raphael dorigo salat

Raphael Dorigo

Interviewer

Als Sprachgourmet kreiere ich leidenschaftlich Texte, die mehr sind als Wortsalat.

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