Im Art Deco Hotel Montana stehen die Mitarbeitenden im Fokus und werden mit besonderen Aktionen wertgeschätzt. Warum das so ist? Und wieso der Spass bei der Arbeit für Direktorin Miriam Böger zentral ist? Ein Besuch am Hügel über dem Seebecken von Luzern zeigt es.

Seit rund 110 Jahren steht das Art Deco Hotel Montana in Luzern auf der Anhöhe über dem Seebecken der Stadt. Mag sein, dass die Weitsicht über die Stadt im Hotel die besten Ideen verschmelzen liess, oder der Antrieb von Fritz Erni, anders zu sein, ausschlaggebend war: Jedenfalls wurde dem Art Deco Hotel Montana als erstem Vier-Sterne-Hotel der Schweiz vom renommierten Hotelrating der «Sonntagszeitung» die Auszeichnung «Hotel des Jahres» verliehen. Grund für diese Auszeichnung war neben der Top-Infrastruktur und dem hochstehenden Angebot mit Sicherheit auch die Vielfalt der kompetenten Mitarbeitenden, die täglich für das Wohl der Gäste sorgen.

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Beim Art-Deco-Inneneinrichtungsstil sind Edelhölzer besonders beliebt.
Montana Direktorin Miriam Boeger Marketingleiterin Sandra Widmer
  • Montana Direktorin Miriam Boeger Marketingleiterin Sandra Widmer

Direktorin Miriam Böger und Marketingleiterin Sandra Widmer prägen zusammen mit zwölf weiteren Frauen und zwei Männern das «Montana»-Kader.

Mitarbeitende, das wertvolle Gut

«Fritz Erni führte das Art Deco Hotel Montana während 24 Jahren. Sein feines Gespür für Trends war bemerkenswert. Mit Feingefühl stellte er Mitarbeitende in der richtigen Funktion ein», erklärt Miriam Böger, die seit April 2020 als Direktorin wirkt, und fährt fort: «Er plante weitsichtig und sah die Entwicklung einzelner Mitarbeitenden voraus.» Trotz dem verbreiteten Vorurteil, dass Frauen aufgrund von Familienplänen die Karriereleiter nicht hochsteigen wollen oder können, prägen vierzehn Frauen und nur zwei Männer das Montana-Kader. Zufall oder bewusst gesteuert? «Fritz Erni arbeitete sehr gerne mit Frauen. Doch nicht die Frau ist entscheidend, sondern der Umstand, ob der Typ Mensch in diese Funktion passt. 

Regenbogenfarben für die Mitarbeitenden

Die Hotelbranche ist so facettenreich und vielfältig wie keine andere. An einigen Hotels wehen Fahnen mit den Wappen vieler Länder dieser Welt, um die Gäste willkommen zu heissen. Dass in den Hotels auch Mitarbeitende aus aller Welt arbeiten, wird oft vergessen. Sie identifizieren sich mit den Gepflogenheiten des Betriebs und schenken dem Gast besondere Aufmerksamkeit. Zudem treffen sie auf Gäste aus verschiedenen Kulturen und mit unterschiedlicher Weltanschauung sowie sexueller Orientierung. Beim Eingang des Art Deco Hotels Montana weht eine zusätzliche Fahne in den Farben des Regenbogens. Die Fahne symbolisiert die Gleichberechtigung der Gäste und die Wertschätzung der Mitarbeitenden. Diese zeigt sich in verschiedenen Formen wie Dienstaltersgeschenken, Mitarbeiterfesten, diversen Vergünstigungen, Kostenbeteiligungen usw.

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Regenbogenfahne für die Gleichberechtigung.

Miriam Böger

Direktorin, Art Deco Hotel Montana

An der letzten Weihnachtsfeier flossen bei vielen Mitarbeitenden die Tränen.

Miriam Böger

Direktorin, Art Deco Hotel Montana

Wertschätzung der Mitarbeitenden

«An der letzten Weihnachtsfeier flossen bei vielen Mitarbeitenden die Tränen», erzählt Miriam Böger. «Das Jahr 2019 war für uns eines der stärksten und erfolgreichsten in der Geschichte des Hotels. Als Überraschung erhielt unsere Belegschaft einen einmaligen, vierzehnten Monatslohn. Mit solchen Gesten setzen wir immer wieder Zeichen der Wertschätzung. Das durchschnittliche Dienstalter beträgt vier Jahre. Im Kader sind fünf Mitarbeitende, die länger als zehn Jahre bei uns arbeiten. Das ist in der Gastronomiebranche eher ungewöhnlich.»

Schweizer Meisterin

Auf dem Rundgang durch das Hotel treffen wir an der Réception auf Sandra Widmer, die Leiterin Marketing & Sales und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung. Ihre aufgestellte Art strahlt Kompetenz aus. Sie arbeitet seit fünf Jahren im Art Deco Hotel Montana. Nebst ihrer Karriere im Hotel frönt Sandra Widmer ihren Hobbys: dem Wandern in den Schweizer Alpen und Rudern auf dem Vierwaldstättersee. Sie erzählt, dass sie drei bis vier Mal pro Woche trainiere und an einigen Ruderregatten teilnehme. Das gebe oft lange Tage, da sie früh am Morgen vor der Arbeit trainiere. Miriam Böger ergänzt später, dass Sandra Widmer bei den Seniorinnen im Achter (mit Steuermann) Schweizer Meisterin und in Budapest im Vierer (ohne) an einer internationalen Regatta (World Rowing Masters) als erstes Team durch das Ziel ruderte. «Wir sind stolz auf diese Leistungen und geben unseren Mitarbeitenden Freiraum, ihre Hobbys trotz der unregelmässigen Arbeitszeiten auszuüben», betont Miriam Böger.

Wir sind stolz auf diese Leistungen und geben unseren Mitarbeitenden Freiraum, ihre Hobbys trotz der unregelmässigen Arbeitszeiten auszuüben.

Miriam Böger

Direktorin

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Marketingleiterin Sandra Widmer machte Karriere im Hotel und beim Rudern.

Das Hotel auf dem Hügel

Sandra Widmer führt uns die halbrunde Treppe hoch, zeigt uns einige Hotelzimmer und lässt immer wieder kleine Anekdoten einfliessen. Zum Beispiel jene, warum das Hotel nicht am See gebaut wurde: «Der Bauherr Alfred Schrämli war der Schwiegersohn des damaligen ‹Palace›-Besitzers. Dieser verweigerte ihm den Bau eines Hotels neben seinem Hotel direkt am See, da er seine Konkurrenz scheute. Dies ärgerte Schrämli dermassen, dass er nach einem Streit mit dem Schwiegervater mit den Worten ‹Du Siech, de boui haut uf dech ufe› konterte und sein Hotel direkt hinter dem Hotel Palace in den Hügel baute – mit prächtiger Aussicht auf den Vierwaldstättersee und die umliegenden Berge.»

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Die prächtige Sicht durch die Hotelfenster auf das Seebecken von Luzern.

Eine traurige Zeit

Zurück im Restaurant Scala. Annabelle Hess, Assistentin Chef de Service, und Kellner Fabian Rosiny decken die Tische für den Abendservice ein. Mit kurzen Hinweisen und Tipps erklärt Annabelle Hess, wie viel und was eingedeckt werden muss. «Ich brauche den Kontakt zu den Gästen und den Mitarbeitenden», bekennt die Frohnatur. «Während der Corona-Zeit war das Hotel acht Wochen geschlossen. Das war sehr traurig. In dieser Zeit freute ich mich immer auf Sonntag um fünf Minuten vor elf: Normalerweise treffen wir uns nach dem Frühstückservice, um mit einem alkoholfreien Apéro auf den bevorstehenden Brunch-Service anzustossen. Während der Corona-Zeit haben wir uns per ‹Zoom› online getroffen und mit einem feinen Prosecco oder einem Bier digital angestossen. Ich freue mich, wieder hier zu sein.»

Annabelle Hess arbeitet seit drei Jahren im Art Deco Hotel Montana, ist 25 Jahre alt und verantwortlich für sämtliche Bankette. «Im Sommer durfte ich das Geburtstagsbankett unserer Direktorin, inklusive Serviceleitung, übernehmen. Das war ein toller Anlass, der mich besonders stolz gemacht hat», erzählt sie. Beim Weggehen scheint sie mit einem prüfenden Blick jedes Glas und Besteck zu scannen. Lachend ruft sie Kellner Fabian Rosiny zu: «Hesch guet ufdeckt, danke vöu mou.»

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Die arbeitsfreie Zeit während Corona war sehr traurig.

Annabelle Hess

Assistent Chef de Service

Ich hatte sehr viel Glück und war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Miriam Böger, Direktorin

Spass an der Arbeit

Miriam Böger ist im Schwarzwald aufgewachsen. Nach der Matura im Jahr 1999 wusste sie nicht genau, welcher Herausforderung sie sich stellen möchte. «Ich will einen Job, der mir Spass macht», erklärte der damalige Teenager ihrer Mutter. Das kam bei dieser schlecht an. «Ihre Worte, das Leben sei kein Ponyhof und ich müsse mich durchbeissen und Karriere machen, hallen immer noch in meinen Ohren. Sie drückte mir eine Gastronomifachzeitung mit diversen Stellenangeboten aus der Schweiz in die Hand. Ich bewarb mich im Romantik-Hotel Beau-Site in Saas-Fee für die Réception. Dort infizierte ich mich mit dem Gastronomie-Virus. Dieser brach während meiner Ausbildung an der Schweizer Hotelfachschule in Luzern vollends aus und hält mich bis heute gefangen. Nach der Zeit als Assistentin im Bereich Seminar- und Bankettverkauf im Art Deco Hotel Montana wollte ich weg, um weitere Erfahrung zu sammeln», erzählt Miriam Böger. Das schaffte sie nur für kurze Zeit. Der Draht nach Luzern war immer da. Fritz Erni, der pensionierte Hoteldirektor, bot ihr die Stelle als Leiterin Finanzen und Human Resources an; da konnte sie nicht widerstehen. «Ich hatte sehr viel Glück und war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Zudem unterstützten mich Männer wie Fritz Erni oder der Ex-Palace-Direktor Peter Durrer. Er gab mir den Mut, wieder im Art Deco Hotel Montana einzusteigen. Er sagte mir: ‹Nimm diese Herausforderung an, dann hast du ein Bein in der Türe – Fritz wird auch einmal pensioniert.› So nahm die Geschichte ihren Lauf. Nie hätte ich gedacht, dass Hoteldirektorin zu sein, so viel Spass macht.»

Baustil Art Déco

Art Déco bezeichnet eine Strömung zwischen 1920 und 1940. Sie herrschte vor allem in Frankreich, von wo sie die USA eroberte. Dort entfaltete sich der Art Déco rasch. In Miami Beach gibt es ein Art-Déco-Viertel. Art Déco gab es in der Architektur, in allen Bereichen des Kunstgewerbes, beim Schmuck, bei Möbeln, bei Gebrauchsgegenständen wie Porzellan und in der Bekleidungsbranche. Typisch waren klare, glatte, elegante Formen und leuchtende kontrastierende Farben. Abgestufte Formen waren sehr beliebt und standen im Kontrast zu den Kurven des Jugendstils. Als Materialien wurden Edelstahl, Lack, Aluminium und Chrom verwendet. Edelhölzer waren ebenfalls beliebt. Die Designer liessen sich von ägyptischen, griechischen oder römischen Motiven inspirieren.

Bilder: Holger Jacob

Zum Betrieb

Art Deco Hotel Montana

Erich-Buechler-Autor

Erich Büchler

Autor

Die Kunst neuer Gerichte ist, die Idee im richtigen Moment zu erkennen.

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