Die Stabsübergabe findet diesen Mai an der Generalversammlung der Pistor Holding Genossenschaft statt. Was Simbabwe mit den Zukunftsplänen von Markus Lötscher zu tun hat und was es für Patrick Lobsiger braucht, um die richtigen Entscheide für Pistor zu treffen, erfahren Sie im Interview.

Vier Fragen an Markus Lötscher

Welcher Schlüsselmoment hat dich dazu bewogen, Pistor zu verlassen?

Von Beginn an war geplant, dass ich Pistor nach zehn Jahren verlassen werde. Daraus sind mehr als 14 Jahre geworden. Ich bin davon überzeugt, dass ich für meine persönliche Entwicklung noch etwas anderes machen möchte.

Was sagt deine Familie dazu?

Am Anfang waren meine Frau und meine Kinder alles andere als begeistert, als sie hörten, dass ich meinen Job bei Pistor aufgebe. Sie fanden schon immer, dass diese Arbeit zu mir passt. Meine Frau kennt mich und meine Lebenspläne bestens und ich hoffe, dass sie sich mit beiden arrangieren kann (lacht).

Was sind deine Zukunftspläne?

Ich will viel mehr Sport treiben – am liebsten täglich mindestens eine Lektion laufen oder sonst eine Sportart ausüben. Daneben habe ich verschiedene Verwaltungsratsmandate inne, die ich weiterhin pflegen werde. Mein Engagement bei der Wärchbrogg in Luzern werde ich fortführen. In Simbabwe habe ich zudem zusammen mit Freunden Land gekauft, mit dem wir ein Hilfsprojekt starten. Wir sind der Auffassung, dass es da viel Not, aber auch Potenzial gibt. Auf jeden Fall möchte ich aber meine Tage nicht in diesem Ausmass ausfüllen wie in den letzten Jahren.

Was hast du bei Pistor fürs Leben gelernt?

Wenn man die richtigen Mitarbeitenden im Boot hat und ihnen Verantwortung und Kompetenzen gibt, wird man nicht enttäuscht. Ich habe gelernt, dass man gemeinsam am meisten erreicht. «Dynamo» (interner kontinuierlicher Verbesserungsprozess) ist hier ein gutes Beispiel – wir bewegen gemeinsam. Ich schenke den Mitarbeitenden Vertrauen in ihre Fähigkeiten und vertraue selbst, dass sie das Beste für Pistor möchten.

Zur Person

Markus Lötscher

Seit 2008 steht Markus Lötscher an der Spitze der Pistor AG. Er begann als dipl. Bäcker-Konditor, bevor er sich neben seiner Karriere bei Mövenpick zum Lebensmitteltechnologen und Betriebswirt weiterbildete. Bevor er die Leitung von Pistor übernahm, war er Head of Operations bei der Hiestand Schweiz AG. Nach 14 Jahren, die von vielen Erfolgen und grossem Wachstum geprägt waren, gibt Markus Lötscher nun die Unternehmensführung ab.

Vier Fragen an Patrick Lobsiger

Wie hast du die Unternehmenskultur bei Pistor bis jetzt wahrgenommen?

Offen, partnerschaftlich, engagiert, den Werten verpflichtet. Ich spüre viel Leidenschaft für Pistor und die Motivation, eine Topleistung für Kundinnen und Kunden sowie Genossenschafterinnen und Genossenschafter zu erbringen.

Wolltest du schon immer CEO werden?

Chef wollte ich schon als Kind sein. Das führte zum einen oder anderen Konflikt mit meinen Eltern (lacht). Mein Ziel war es immer, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen und einen nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung einer Organisation zu leisten. Die Funktion als CEO bietet mir diese Möglichkeit. Einfluss zu nehmen, ist aber auch in anderen Funktionen möglich.

Deine ersten drei Monate bei Pistor: Welches sind deine Handlungen?

Zuhören, zuschauen und lernen. Ich möchte zuerst die Organisation, die Kultur und die Geschäftsprozesse verstehen und verinnerlichen. Erst dann kann ich richtige Entscheide für Pistor treffen. Die sauber geplante Übergabephase mit Markus Lötscher im April ermöglicht mir dieses Vorgehen. Dann werde ich mich mit vielen Mitarbeitenden, Kunden, Eigentümern und Partnern unterhalten. Diese Informationen werde ich in die bestehende Strategie einfliessen lassen und die notwendigen Entscheidungen treffen, um ihre Umsetzung zu beschleunigen. Pistor ist ein erfolgreiches und gut geführtes Unternehmen. Abgesehen von einer konzentrierten Pandemiebewältigung sind in den ersten drei Monaten keine unternehmensweiten Veränderungen einzuleiten.

Welche Ziele verfolgst du in den nächsten drei Jahren?

Pistor zur mit Abstand führenden Belieferungsgrosshändlerin in der Schweiz zu machen und gleichzeitig die beste Partnerin für unsere Mitglieder zu sein. Pistor entwickeln wir in nachhaltiger, langfristiger und rentabler Form weiter. Durch den gesellschaftlichen Wandel und die Pandemie erhalten Themen wie Nachhaltigkeit, Regionalität, gesellschaftlicher Nutzen, Digitalisierung, neue Arbeitsformen und Gesundheit künftig mehr Gewicht. Gleichzeitig werden uns inflationäre Tendenzen, zähflüssige Lieferketten und neue Regulierungen herausfordern. Als Genossenschaft orientieren wir uns weiterhin an unseren Werten und erbringen einen gesellschaftlichen Nutzen. Eine auf Stabilität ausgerichtete Finanzlage wird Pistor die Unabhängigkeit sichern und gleichzeitig den notwendigen Spielraum für Investitionen ermöglichen. Ich sorge dafür, dass Mitarbeitende, Genossenschafter und Kunden weiterhin stolz auf Pistor sind.

Zur Person

Patrick Lobsiger

Nach Abschluss der Berufslehre studierte Patrick Lobsiger Betriebswirtschaftslehre und absolvierte ein internationales MBA-Programm. Nach verschiedenen Leitungsfunktionen bei Aldi Suisse und Amazon wurde er CEO der Office-World-Gruppe und war zuletzt Leiter Marketing & Procurement bei der Transgourmet Schweiz AG. Per 17. Mai 2022 wird Patrick Lobsiger neuer CEO der Pistor AG und der Pistor Holding Genossenschaft.